In sechs Foren aufgeteilt beschäftigten sich die Teilnehmenden der Begegnung des Netzwerkes Miteinander für Europa am am Samstagnachmittag (28.6.2025) mit Konkretionen der Suche nach „dem Besten“ für die Stadt.
Forum „Gebet für die Stadt“
Im Forum „Gebet für die Stadt“, an dem etwa 60 Personen teilnahmen, verortete Reiner Harter, Gründer des Gebetshauses Freiburg, seine Erfahrungen mit dem Gebet auf einem biblischen und historischen Fundament. Immer wenn Gott rund um die Uhr angebetet worden sei, habe dies segensreiche Entwicklungen wie geistliche Erweckung, wirtschaftlichen Aufschwung und Frieden im Land bewirkt. Daher komme seine Motivation für ein Gebet in der Einheit: „Wir müssen gemeinsam beten – Freikirchen, Landeskirchen, katholisch, orthodox“. Und klar sei: Dazu brauche es die Investition in Beziehung. Zum Leitergebet kämen Unternehmer, Bürgermeister, Klinikleiter, denn: „Der Leib Christi ist größer als nur Theologen“, so Harter. Mit der Zeit sei aus diesem Gebet ein Vertrauen erwachsen, das z.B. 30 Glaubenskurse über konfessionelle Grenzen hinweg ermöglicht habe. Harter: „Gebet hat Auswirkungen. Und wenn du dafür betest, dass eine Stadt verändert wird – dann darfst du auch in die Zeitung schauen und konkrete Veränderung erwarten.“
Forum „Mit Jugendlichen Glaubenswege gehen“
Das Forum „Mit Jugendlichen Glaubenswege gehen“, stellte den etwa 30 Teilnehmenden Projekte von vier verschiedenen Bewegungen vor. Gerhard Kehl von der Alpenchurch Kempten machte zusammen mit jungen Erwachsenen von der Schule der Erweckung deutlich, wie wichtig es ist, die jüngeren Generationen aus Ihrer eigenen Interessensperspektive heraus zu verstehen. Alf Frankenberger vom CVJM München stellte intensive Projekttage für Kinder vor, bei denen es um das Erlebnis geht, gemeinsam etwas zustande zu bringen oder zu erkunden. Timo Blansche von Immanuel Ravensburg berichtete vom überraschenden Interesse junger Erwachsener an Religion und Gottesdiensten bei Begegnungen in England. Es lohne sich für Jugendliche Räume zu schaffen für die Neuentdeckung und Neuentscheidung für den Glauben und Glaubenswege zu begleiten. P. Hans-Martin Samietz, Schönstatt-Bewegung, stellte das Projekt „Lebensschule“ zusammen mit ehemaligen "Lebensschülern" vor. Neben Beruf oder Ausbildung neun Monate Zusammenleben in einer WG und den Alltag und das Glaubensleben zu teilen, bewirke im gemeinsamen Austausch tiefgehende Prozesse für die Entwicklung der Persönlichkeit.
Forum „Evangelisierung eines neuen Kontinents: Christlicher Glaube im Internet“
Angesichts der Tatsache, dass vor allem junge Menschen aus der Generation Z täglich sieben bis neun Stunden im Internet verbringen, komme dem Internet als einem Raum für die Begegnung mit Glauben eine besondere Rolle zu, machte Roland Abt, Immanuel Ravensburg, im Forum „Evangelisierung eines neuen Kontinents: Christlicher Glaube im Internet“, an dem etwa 30 Personen teilnahmen, deutlich. Tilo Reichold, Club KRONE e.V. Chemnitz, stellte Möglichkeiten der Inspiration über einen Kanal bei YouTube zu Themen wie Identität, Freundschaft, Liebe, Einsamkeit, Zerbruch und Hoffnung vor. Sr. Francine-Marie Cooper, Schönstatt-Bewegung, sprach über Erfahrungen, die sich über ihre Kanäle in den sozialen Netzwerken YouTube, Instagram und Facebook, ergeben. “Durch die sozialen Netzwerke kommt man mit vielen Menschen ins Gespräch, mit denen man sonst wahrscheinlich nie in Kontakt kommen würde.“ Gerade die Unverbindlichkeit der Netzwerke erleichtere den Erstkontakt. Durch die Kommentar- und Messaging-Funktionen könnten sich aber Gespräche entwickeln. Sr. Francine-Marie: „Und das passiert immer wieder. So entstehen echte Beziehungen, die ermöglicht wurden durch die Präsenz in den sozialen Netzwerken. Es ist eine große Chance für uns als Christen, anderen von unserer Lebensquelle mitzuteilen.”
Forum „Hoffnung geben an herausfordernden Orten: Soziale Initiativen in der Stadt“
Im Forum „Hoffnung geben an herausfordernden Orten: Soziale Initiativen in der Stadt“ mit ca. 50 interessierten Teilnehmenden stellten sich acht unterschiedliche Gemeinschaften vor, die durch ganz konkrete Projekte den sozialen Herausforderungen in ihrer Stadt oder ihres Stadtteils begegnen.
In einem Einführungsreferat stellte Ursula Kalb von der Gemeinschaft Sant’Egidio eindrücklich dar, wie Armut, Einsamkeit und andere soziale Herausforderungen selbst in einer wohlhabenden Stadt wie München in den letzten Jahren nachweislich stark gestiegen sind. Christliche Gemeinschaften sind gefragt, Räume zu schaffen, in denen Menschen Wertschätzung und Gemeinschaft erfahren können. Wie aus der Vorstellung der einzelnen Dienste deutlich wurde, entstehen aus der Initiative von Kirchgemeinden, freien Gemeinden und Gemeinschaften heraus zunehmend solche von Ehrenamtlichen gestaltete Räume der Begegnung und Unterstützung, so auch das Matthäusfrühstück in der Matthäuskirche mit 14tägig über 100 Gästen oder der Nachbarschaftstreff Perlacher Herz mit weit über 20 verschiedenen Aktivitäten, beides in München. Aber auch in vielen anderen Städten in Deutschland entstehen ähnliche Initiativen wie die Aktivitäten der Senfkorn-Stadtteilmission in Gotha oder der Vineyard Chemnitz in sozialen Brennpunkten. Hier wird christliche Nächstenliebe konkret erfahrbar. Weitere beteiligte Gemeinschaften waren die Heilsarmee, die in München ein Männerwohnheim betreibt, die Vineyard München, die u.a. eine Ausgabestation der Münchner Tafel verantwortet, sowie die Baptistengemeinde Aviva, die von einem Foodtruck aus Menschen mit Mahlzeiten versorgt.
Forum „Ehe und Familie“
Beim Forum „Ehe und Familie“ forderten Susanne und Marcus Mockler, St. Johann bei Reutlingen, christliche Gemeinden dazu auf, ihre Verantwortung für Ehen voll umfänglich wahrzunehmen. Es genüge nicht, Paare kirchlich zu trauen und sie dann sich selbst zu überlassen, betonten die beiden vor den gut 40 Teilnehmenden. Zudem gelte: So wie heute viele Menschen aus gesundheitlichen Gründen regelmäßig Sport treiben, sollten Ehepaare regelmäßig etwas für ihre Beziehung tun und dabei Unterstützung bekommen.
Die Referenten berichteten von einer im vergangenen Jahr erschienenen Studie des US-Soziologen Brad Wilcox von der Universität von Virginia. Dieser habe nachgewiesen, dass von stabilen Ehen die ganze Gesellschaft profitiere. Kinder blieben gesünder und erreichten bessere Bildungsabschlüsse, wenn sie bei ihren verheirateten leiblichen Eltern aufwachsen. Jugendkriminalität und Drogenmissbrauch sei bei diesen Minderjährigen seltener. Bei Erwachsenen sei die Wahrscheinlichkeit, persönliches Glück, Wohlstand und sexuelle Zufriedenheit zu finden, unter Verheirateten am höchsten. Wer aktuelle gesellschaftliche Krisen bekämpfen wolle, sollte Gemeinde und Politik für ehestärkende Maßnahmen gewinnen, empfahlen die Referenten.
"Dienst an Ehepaaren ist Dienst an der Gemeinde Jesu", hoben die Mocklers hervor. Die Bibel sehe in der lebenslangen Verbindung von Frau und Mann ein Abbild für die Beziehung, die Gott zu seinem Volk pflege. Scheiternde Ehen schwächten eine Gemeinde, während „Leuchtturm-Ehen“ das Zeugnis und den Dienst von christlichen Gemeinden stärkten. Im Forum stellten sich verschiedene Ehe-Initiativen vor, darunter der Alpha-Ehekurs, Family Life, Schönstatt-Bewegung, CVJM München, Pro-Ehe sowie die "Marriage Week Deutschland" (Woche der Ehepaare).
Forum „Religionen in der Stadt im Einsatz für das Zusammenleben“
Eine Premiere war das Forum „Religionen in der Stadt im Einsatz für das Zusammenleben“, das von etwa 50 hoch interessierten Personen angenommen wurde. Auf dem Podium dieses interreligiösen Angebotes beteiligten sich Dr. Andreas Renz, Fachbereichsleiter Dialog der Religionen im Erzbistum München-Freising, Eva Haller, jüdische Janusz Korczak Akademie, Mehmed Celik, Vorsitzender des muslimischen Vereins IDIZEM und Mirjam Elsel, Beauftragte für den interreligiösen Dialog der evang.-luth. Kirche. Das Gespräch wurde von Dr. Matthias Leineweber, Sant`Egidio, moderiert. Allein der unbefangene Umgang unter den Podiumsteilnehmer.innen zeugte von einer gegenseitigen Wertschätzung und Freundschaft, die sie seit vielen Jahren pflegen. „Ein lebendiges Zeugnis dafür, dass es möglich und wünschenswert ist, vertrauensvoll auf Menschen anderer Religionen zuzugehen“, so eine Rückmeldung aus dem Publikum des Forums.
In kurzen Statements gaben die Gesprächsteilnehmenden wertvolle Einblicke in ihre persönlichen Motive und Erfahrungen im interreligiösen Dialog und zeigten eine Vielfalt von Möglichkeiten der Begegnung auf, angefangen vom Sich-Kennenlernen, über gegenseitige Besuche, gemeinsame Projekte, bis zum Austausch spiritueller Erfahrungen. Diese Anregungen trugen zu einer lebendigen Publikums-Beteiligung bei und ermutigten, auch im eigenen Umfeld auf Menschen anderer Religionen zuzugehen und ihnen – ganz im Sinne des Mottos der Tagung – mit Wertschätzung und Achtung zu begegnen.